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Wie führe ich Räumungsprüfung durch?


MartinB

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Guten Tag, werte Kollegen,

heute hatte ich einen defekten Zug kurz vor der Einfahrt ins Gleis 2 stehen, der nach einigen Minuten eigenständig seine Fahrt fortsetzte.

Es blieb allerdings die Fahrstraße in Gl2 gestellt und der Teil Gl2R4 blieb rot ausgeleuchtet.

Das ESig F blieb auf Halt. Ein nachfolgender Zug kam so zunächst davor zum Stehen.

Den Rest der Fahrstraße konnte ich mit FHT auflösen, die Rotausleuchtung habe ich durch Rücksetzen der Achszähler beseitigt.

Ich stellte nun erneut die Fahrstraße wie oben ein, F blieb rot.

Wie wäre nun möglichst genau das korrekte Vorgehen?

Ich versuchte zunächst das Fahren auf Ersatzsignal - erfolglos, inzwischen auch klar, warum: Weichensperren nicht gesetzt und Weichenkette nicht gesperrt.

Dann probierte ich es per Befehl, am haltzeigenden Signal vorbeizufahren, doch der Zug blieb stehen.

Nochmal probiert, selbes Ergebnis. Irgendwann sprach ich den Lokführer direkt an, warum er nicht zufahre. Mache er doch, sagt mir der Tropf und dann erst setzte er seinen Zug in Bewegung.

Meine Fragen:

* Wie genau hättet Ihr die Situation gelöst?

* Gibt es irgendeine Entsprechung zu einer Räumungsprüfung in der Sim? Lasse ich nach gelöschter Ausleuchtung einfach den nächsten Zug auf Sicht durchfahren?

* Wie kann ich eine "Fahrt auf Sicht" herbeiführen? Passiert die automatisch bei Fahrt auf Ersatzsignal? Oder hätte ich eine Rangierstraße ins Gleis 2 anlegen müssen?

* Wenn ich den Befehl zur Weiterfahrt an Halt zeigendem Signal gebe, wird dann auf Sicht gefahren oder mit Vmax?

Vielen Dank, liebe Mitdisponenten!

Martin

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Hallo Martin,

in erster Linie musst du für Gleis 2 den Merker "AP" und Hilfssperren an den Start- und Zieltasten der betroffenen Zugfahrstraße anbringen, Selbststellbetrieb am Esig und Asig ausschalten und ebenfalls

eine Hilfssperre auf die SBET (Selbststellbetriebeinschalttaste). Nun müsstest du für den als besetzt angezeigten Bereich eine Abschnittsprüfung (Prüfen durch Hinsehen an der Außenanlage feststellen).

Anschließend darfst du die AzG bedienen und versuchen, den Achszähler grundzustellen. Wenn das nicht erfolgreich ist, muss der nächste Zug im betroffenen Abschnitt (Gleis 2) auf Sicht fahren, entweder mit

Befehl oder Signal Zs 7, was aber hier nicht vorhanden ist.

Wenn der Zug den Abschnitt durchfahren hat, führst du erneut eine Abschnittsprüfung durch und versuchst, Grundstellung herzustellen. Wenn das nun auch erfolglos ist, musst du den Signaltechniker verständigen.

Der Abschnitt gilt dann so lange als gestört, bis der Techniker die Störung beseitigt hat und du musst vor jeder Zulassung einer Zugfahrt eine Abschnittsprüfung durchführen.

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Danke, Michael, für Deine Erklärungen!

"Prüfung durch Hinsehen" ist ja in der Sim keine Option (oder habe ich einen Hingucker übersehen, den ich anrufen kann?), also Fahrt auf Sicht (= mit Befehl) zur Kontrolle durch den nachfolgenden Zug - kapiert. Aus unerfindlichen Gründen wollte er diesen Befehl heute nicht umsetzen. Ob der SB zu dem Zeitpunkt schon aus war oder noch ein kann ich jetzt nicht erinnern.

Ist "mit Befehl" in Deiner Erklärung gleichbedeutend mit "entweder per schriftlichem Befehl oder Ersatzsignal"? Das Ersatzsignal läßt ja m.W. 40 km/h fahren, was bei gewollter Fahrt "auf Sicht" u.U. zu schnell sein könnte. Ich nehme an in der Realität wird dann auch bei schlechter Sicht 40 gefahren, bürgt doch das Ersatzsignal für eine freie Strecke, oder nicht?

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Hallo Martin,

das Fahren auf Sicht kann dem Triebfahrzeugführer entweder durch Befehl 12 (schriftlich) oder durch Signal Zs 7 (nicht Zs 1) vorgeschrieben werden. Leider ist in der Sim beides in diesem Sinne nicht vorhanden.

Das Ersatzsignal Zs 1 schreibt zwar die auch für Fahren auf Sicht gesetzte Höchstgeschwindigkeit auf 40 km/h, allerdings fehlt hierbei der Auftrag "Fahren auf Sicht".

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Bei Signalsoft reicht es aus, in der Zugübersicht auch abgestellte Fahrzeuge anzuzeigen, und zu prüfen, ob auch keines der dortigen Fahrzeuge auf dem betroffenen Gleis steht.

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Dann habe ich mir das als Laie ja einigermaßen passend hinrecherchiert. In der Sim kann ich also mit Befehl/Zs 1 die Räumungsprüfungsfahrt so einigermaßen andeuten, ja?

Da haben wir uns überkreuzt: oder natürlich per "Schummelfenster". Wobei in diesem einfachen Fall (Gleis 2) war ja sonnenklar, daß der Zug durch war und die Rotausleuchtung ein Fehler.

Danke Dir!

M

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Hallo zusammen,

die Zugübersicht wird zwar immer von Richard als Schummelfenster bezeichnet. Aber man kann es zumindest in Stellwerksnähe auch anders sehen. Für mich ersetzt es da immer den Blick aus dem Fenster, den ein Fdl in der Realität ja ausführen kann. Und von dort kann der Fdl doch sicherlich die Einfahrt nach Gleis 2 sehen. Und sich per in Augenscheinnahme überzeugen ist doch auch eine Räumungsprüfung.

Ich habe aber mal eine Frage zu der erlaubten Geschwindigkeit bei Zs 1. In dem tragischen Fall von Bad Aibling ist das ja auch gezogen worden. Und dazu hat es in den offiziellen Verlautbarungen geheißen, dass beim Zs 1 die reduzierte Geschwindigkeit von 40 km/h nur für das nachfolgende Weichenfeld gilt. Danach kann wieder mit der normalerweise erlaubten Geschwindigkeit weitergefahren werden, was ja anscheinend auch passiert ist. Wie ist das denn nun wirklich? Oder gibt da Unterschiede von Bahnhof zu Bahnhof?

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Hallo Helmut,

den Begriff "Schummelfenster" und die Tatsache, daß einige hier ihn despektierlich finden, benutze ich auch in Gänsefüßchen. Ich als Anfänger wäre ohne hemmungslos verloren und auch Deine Lesart, daß es den Blick aus dem Fenster ersetzt, finde ich passend.

Als ich mich heute zum Thema Zs1 eingelesen hatte stieß ich auf genau die von Dir genannte Definition, bei Ausfahrten 40 km/h im nachfolgenden Weichenfeld. Natürlich kann ich nicht sagen, welche betrieblichen Gegebenheiten bzw. Erlaubnisse bei Bad Aibling vorliegen, da meldet sich sicher noch ein Kollege mit Kenntnis.

Vielen Dank und Gruß,

Martin

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Ich habe aber mal eine Frage zu der erlaubten Geschwindigkeit bei Zs 1. In dem tragischen Fall von Bad Aibling ist das ja auch gezogen worden. Und dazu hat es in den offiziellen Verlautbarungen geheißen, dass beim Zs 1 die reduzierte Geschwindigkeit von 40 km/h nur für das nachfolgende Weichenfeld gilt. Danach kann wieder mit der normalerweise erlaubten Geschwindigkeit weitergefahren werden, was ja anscheinend auch passiert ist. Wie ist das denn nun wirklich? Oder gibt da Unterschiede von Bahnhof zu Bahnhof?

Hallo Helmut,

soweit ich weiß (DB Signalbuch 301), gilt das Zs 1 als Zustimmung zur Fahrt mit 40 km/h für den nachfolgenden Weichenbereich. Es setzt allerdings voraus, dass der Fahrweg gesichert und frei von Fahrzeugen ist, was ja auch das reguläre Hauptsignal tun würde. Da eine Geschwindigkeitsbeschränkung wie z.B. Hp2 mit oder ohne Zs3 technisch infolge Signalstörung nicht angezeigt werden kann, muss mit der geringsten zulässigen Geschwindigkeit gefahren werden, mit der Weichen abzweigend befahren werden können, und das sind üblicherweise 40 km/h.

Natürlich gibt es Ausnahmen, z.B. bei Einfahrt in Stumpfgleise, da steht dann aber üblicherweise noch irgendwo ein Zs3 "3" o.ä. rum.

In Bad Aibling hat der Fdl m.E. das Zs1 2x gegeben, am ASig N2 und danach am Sbk 313, darum hatte der Zug an der Unfallstelle auch schon wieder (fast) volle Geschwindigkeit.

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Zum Thema AP: Da Rangierfahrten ja auch gewissermaßen auf Sicht fahren und nur mit maximal 25 km/h, was dem Fahren auf Sicht dann schon recht Nahe kommt, kann man den Zug anrufen, ihm mitteilen "ab hier fährst du weiter als Rangierfahrt", ihn erneut anrufen und dann kann man wenn er vor einem Signal zum halten kommt immer direkt anklicken "sie haben Zustimmung zur Vorbeifahrt am Signal x". Ab dem nächsten Hauptsignal welches mit Fahrtstellung (Hp1/2) die Fahrt zulässt, geht die Rangierfahrt dann wieder automatisch in eine Zugfahrt über und gibt Stoff. Die 400m-Regel ist dabei natürlich hinfällig.

Zum Thema Zs1: Das ist so korrekt. Ist an dem Asig ein Vorsignal mit dran, bzw. besitzt das Asig Vorsignalfunktion (z.B. KS-Signal), kann der Tf ja bei Zs1 nicht die Stellung des Vorsignals sehen. In dem Fall muss weiterhin mit 40 km/h gefahren werden bis zur Erkennung der Stellung des nächsten Hauptsignals, jedoch maximal 2000m (weil der Abstand Vorsignal zum Hauptsignal nie 2000m betragen kann, das höchste aus der Praxis was ich kenne sind 1700m). Da das Asig in Bad Aibling kein Vsig am Mast hat...40 im anschließenden Weichenbereich und dann Fahrplangeschwindigkeit.

Zs7 kommen (so kenne ich es zumindset) meist an Esig und Zsig im Bahnhof vor, Asig haben meist Zs1, aber auch da gibt es Unterschiede. In Fulda haben alle Esig und Zsig Zs7, Asig Zs1. In Würzburg Hbf haben alle Hauptsignale Zs1, Zs7 gibt es dort gar nicht.

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Hallo zusammen.

Zs1 lässt eine Zugfahrt mit Vmax 40km/h zu,

bei Einfahr- und Zwischensignalen bis zum nächsten Hauptsignal, bzw zu einem davor liegendem gewöhnlichen Halteplatz, bei mehreren dem letzten;

bei Ausfahrsignalen und Blocksignalen von Abzweigstellen bis zum Ende des anschließenden Weichenbereichs;

bei Blocksignalen der freien Strecke bis die Zugspitze am Signal vorbei gefahren ist.

Falls an dem Signal an dem Zs1 leuchtet ein Vorsignal hängt, gilt die Geschwindigkeit von 40 km/h weiter bis zum erkennen der Stellung des nächsten Hauptsignals, längstens jedoch 2000m.

Gruß Holger

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Danke auch für die verständlichen Erklärungen.

Ergänzend, ohne klugscheißen zu wollen und nur der Korrektheit halber:

Die ASig N1 und N2 in Bad Aibling Ri. Kolbermoor haben je ein Vsig am Mast - eben für das Sbk 313, siehe hier:

bei Minute 24:55

Zum Thema Zs1: bei ferngesteuerten Betriebsstellen und heutzutage bei den BZ's finde ich es kritisch, noch Zs1 zu verbauen. Der Fdl kann nun mal nicht über 200 km Entfernung den Abschnitt auf Freisein prüfen, hier wäre generell das Zs7 angebracht.

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Meinem Wissen nach Arbeiten die ESTW mit anderen Funktionen als sie bei der Spurplantechnik verbaut ist.

Punkt hier z.B. die Ausleuchtung, bei Spurplan:

dunkel = keine Aussage = kann besetzt sein

gelb = Gleis ist frei (wenn keine Störung an der Gleisfreimeldeanlage vorliegt)

rot = Gleis ist besetzt (wenn keine Störung an der Gleisfreimeldeanlage vorliegt)

Beim ESTW:

blau = Rangierstraße eingestellt und frei

grün = Fahrstraße eingestellt und frei

rot = Gleis besetzt

gelb = Gleis ist frei (Grundzustand)

Der Unterschied ist hierbei, dass bei Spurplanstellwerken gemischte Bauformen der Gleisfreimeldung verbaut sind: Achszählkreise, Gleisstromkreise und Tonfrequenzgleisstromkreise.

Beim ESTW werden jedoch fast überwiegend Achszählkreise verbaut.

Letzendlich sind die Maßnahmen bei beiden Stellwerksbauformen gleich.

Habe ich ein Zs1 am Signal und eine Rotausleuchtung im Bf erhält der Tf Befehl 12 zum Fahren auf Sicht.

Habe ich ein Zs7 am Signal und eine Rotausleuchtung im Bf erhält der Tf KEINEN Befehl 12, da das Zs7 Zustimmung zur Vorbeifahrt am Signal Hp0 und Auftrag zum Fahren auf Sicht ist.

Was die Ausfahrt aus dem Bahnhof angeht ist eine andere Geschichte.

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Hallo!

Danke auch für die verständlichen Erklärungen.

Bitte, sehr gerne

Ergänzend, ohne klugscheißen zu wollen und nur der Korrektheit halber:

Die ASig N1 und N2 in Bad Aibling Ri. Kolbermoor haben je ein Vsig am Mast - eben für das Sbk 313, siehe hier:

https://www.youtube.com/watch?v=y04O09B8vy0

bei Minute 24:55

Hmm... was möchtest du uns damit nun sagen!?

Zum Thema Zs1: bei ferngesteuerten Betriebsstellen und heutzutage bei den BZ's finde ich es kritisch, noch Zs1 zu verbauen. Der Fdl kann nun mal nicht über 200 km Entfernung den Abschnitt auf Freisein prüfen, hier wäre generell das Zs7 angebracht.

Nöö, ist überhaupt nicht kritisch. Der Fdl muss nur wissen was zu tun ist.

Wenn du anstelle von kritisch "nicht sinnvoll" geschrieben hättest, könnte ich dir je nach örtlichkeit zustimmen, allerdings beträfe das bei größeren Bahnhöfen dann auch immer den Kopf wo gerade nicht das Stw steht.

Zu den Vorteilen (was die AP angeht) des ESTW hat Dr L20 ja schon was zu geschrieben.

Gruß SpDrS60

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